Liebe Isa, lieber Kai!
Ein stürmisches Wochenende liegt hinter uns. Nach Begrüßung und ausführlicher Sicherheitseinweisung durch Kai wurde noch ein bisschen im Hafen manövriert bevor es zur Pizza am Canale grande in Lemmer ging. Schon in den frühen Morgenstunden wurde die Musik in den Wanten immer lauter, Starkwind war angesagt! Und so übten wir frohen Muts an- und Ablegen bei zunehmendem Wind und Welle im Vorhafen. Unser Skipper war souverän und geduldig, und jeder schaffte es unsere Hanse 385 an den Steg zu legen. Ein heißer Kaffee zwischendurch wirkte Wunder und belebte die geschunden Glieder und das Nervenkostüm! Die Boxenfahrt ließen wir zunächst aus, römisch-katholisch bei so einem Wetter ist eine ganz besondere Herausforderung!
Gegen Spätnachmittags machten wir uns auf den Weg zu Richard. Etwas Regen setzte und gut eingepackt in Ölzeug und Stiefel erreichten wir den Hafenausgang zum Ijsselmeer. Regen und scharfer Wind mit Geschwindigkeiten bis 45 Knoten (9 Beaufort) peitschten uns entgegen, auch der letzte Segelwillige drehte nun Richtung Schleuse ab, froh den geschützten Stadthafen zu erreichen. Bei dem achterlichen Wind zu schleusen war ein kitzliges Erlebnis denn prompt klebte ich am Heck der vorausfahrenden Yacht, gut dass die Mannschaft klar bei allen Leinen war und unser Schiff ohne Schaden festmachte. Der ruhige Canale grande durch Lemmer war geradezu Erholung und nach 2 Hubbrücken erreichten wir auch schon den Anleger beim Restaurant von Richard.
Unter Einsatz aller Tricks einschließlich Bugstrahlruder lagen wir schließlich im Päckchen fest vertäut. Die nachbarliche Crew enterte unser Cockpit und der Anlegeschluck legte unsere Amstel Biervorräte komplett trocken! Die Freude, gut angekommen zu sein, war groß und sorgte für Gesprächsstoff!
Nach einem wundervollen und vielseitigem Abendessen mit Fleisch- und Fischvarianten von Black Angus über Kaninchenrücken zu Burger, Lachs und Gambas mit friet sanken alle zufrieden in die Kojen.
Am nächsten Morgen begrüßte uns stahlblauer Himmel, Wind der Stärke 4 der im Verlauf bis Beaufort 6 auffrischen sollte und verführerischer Kaffeeduft. Dank der hervorragenden sanitären Anlagen waren Morgentoilette und heiße Dusche in angenehmer Badezimmeratmosphäre schnell erledigt und die ersten Anlegemanöver konnten erfolgen. Besonders schick war es, voll auf den Steg zuzuhalten und erst auf dem letzten Metern beizudrehen und aufzustoppen. Was uns die Holländer vormachten konnte unsere Crew nach kurzer Übung ebenfalls sehr überzeugend wiederholen. Großes Hafenkino im positiven Sinne, nach meiner Meinung!
Zurück durch die Wohngebiete mit jeweils eigenem Bootsanleger oder wahlweise Slipanlage (ein Traum!!) durch den Canale grande, Hubbrücken und Schleuse ging’s nun endlich raus, mit dem Wind spielen, die Segel im 2. Reff anströmen und das Schiff Fahrt aufnehmen lassen, mit 7 bis 8 Knoten durch die Fahrrinne und raus aufs Ijsselmeer! Manöver Steuern, Kurs halten, Wende und Halse und auch eine Q-Wende werden absolviert, manchem ist es etwas flau im Magen hat sich doch eine nicht ganz angenehme Welle aufgebaut. Die Yacht fährt wie auf Schienen, denn wann sollte man reffen? Wenn man daran denkt!
So gehen auch diese Stunden vorbei, und das Starkwindtraining wir mit einer kleinen Wettfahrt beendet, Segel einholen und unter Motor zurück an den Oranje-Steg im Yachthafen Lemmer. Das Anlegemanöver wird nochmal spannend aber ohne Schäden liegen beide Schiffe bald sicher vertäut. Nach Nachbesprechung und Verabschiedung geht es bald nach Hause nicht ohne neue Freubdschaften geschlossen und Adressen ausgetauscht zu haben. Ein paar Nerven hat es schon gekostet, das Skippertraining, dafür wieder um einige Erfahrungen reicher fühle ich mich deutlich besser gewappnet für die Skipperaufgabe die mich im Juni in der Adria erwartet. Vielen Dank Kai und Gerd für eine tolle Unterweisung und geduldige Begleitung! Weiter so, ein Törn nach Amsterdam oder England wird bestimmt folgen!
Allerbeste Wünsche und Grüße
Ben